Historie

Iwan II. von Bliedersdorf

  • zwischen 1219 und 1249 immer wieder urkundlich erwähnt, u.a. als Teilnehmer 1233 an den sog. Stedingerkriegen
  • nach 1234 urkundlich als „Ritter“ geführt – offensichtlich aufgrund seiner Erfolge als Kriegsteilnehmer
  • das Erbe der unterlegenen Stedinger wurde unter den Siegern aufgeteilt
  • Vermutung: Iwan II. von Bliedersdorf hatte ein Gelübde abgelegt, nach erfolgreicher Schlacht auf seinem Wohnhof in Bliedersdorf eine Kirche zu errichten. Mit der Kriegsbeute konnte er sein Versprechen in die Tat umsetzen
  • Kurz nach 1234 begann der Bau der ersten Kirche in Bliedersdorf, auf einer Erhöhung, die wohl ursprünglich ein germanischer Kultplatz gewesen war
  • Baumaterialien: überwiegend Feldsteine von der Geest, mit Kalk verbunden
  • auffallend kleine, hoch angesetzte Fenster sowie die sehr niedrige Eingangstür (ca. 1.65m) lassen vermuten, dass die Kirche in unruhigen Zeiten auch als Schutzraum für die Dorfbewohner genutzt werden konnte
  • geweiht wurde der Bau der Heiligen Katharina, die um 300 n. Chr. in Ägypten gelebt hat und wegen ihres Glaubens gerädert wurde. Das Rad wurde ihr „Kennzeichen“ und ist heute noch im Kirchenstempel nachzuempfinden
  • Bliedersdorf war lange ein armes Dorf mit wohl gerade mal 12 sog. Vollhöfen und wenigen Katen – erst nach dem 2. Weltkrieg durch den Zuzug vieler Heimatvertriebenen stieg die Bevölkerungszahl an. Nachdem jahrhundertelang die Bliederdorfer Kirchenmitglieder durch das Pfarramt in Neukloster betreut wurden, wurde 1971 eine „richtige“ Pfarrstelle in Bliedersdorf eingerichtet. Durch die mangelnden finanziellen Möglichkeiten hat es bis in die Gegenwart so gut wie keine An- und Umbauten oder große Veränderungen im Inneren der Kirche gegeben.
  • 1444: Der Horneburger Johann von Borch stiftet die ältere der Bliedersdorfer Glocken, die sog. Marienglocke. Diese ist 580 kg schwer, hat einen Durchmesser von 100 cm und eine Höhe von 80 cm.
  • 1587: Blockaltar mit Aufsatz (Foto s. Galerie)
  • 1622: Stiftung der Kanzel durch die Bauernfamilie Richters (Foto s. Galerie)
  • 1625: In der Hoffnung, dem drohenden (30jährigen) Krieg damit entgehen zu können, wird die Friedensglocke gegossen
  • 1696: Taufbecken (Foto s. Galerie)
  • um 1700: Anbau des sog. Brauthauses (Foto s. Galerie)
  • 1708: auf der Westseite der Kirche wird ein schiefergedeckter hölzerner Glockenturm auf einem Fundament aus Feldsteinen angebaut
  • um 1800: Altar und Kirchendecke werden vom Dorflehrer Sanny bemalt
  • 1771: Das ursprüngliche Pfarrhaus wird zu einer Gaststätte
  • 1914: die erste Orgel wird – mit großzügiger Unterstützung von Heinrich Vogt – eingebaut
Bliedersdorf | kirchengemeindelexikon.de
  • 1976: Nach einem Brand wird die Kirche grundlegend saniert
  • 1977: ein ehemaliges Bauernhaus von 1831 neben der Kirche wird angekauft, abgerissen und an dessen Stelle ein neues Pfarr- und Gemeindehaus im Fachwerkstil errichtet
  • 2005: Gründung der kirchlichen Stiftung Feldsteinkirche Bliedersdorf verlinken?

Die Sagen von der Bliedersdorfer Kirche

Der Bau der Kirche in Bliedersdorf war geplant, Baumaterial gefunden. So konnten Ochsengespanne ihre schwere Last auf den Hügel ziehen, der Bau beginnen. Zum Erstaunen der Bliedersdorfer schritt offensichtlich der Bau jede Nacht – ohne Zutun der Helfer – voran. Da konnten nur Engel am Werke sein! Niemand traute sich, nachts an der Baustelle nach dem Rechten zu sehen. Nur zwei neugierige Jungs wollten wissen, ob da wirklich Engel am Werke waren! Am nächsten Morgen waren die beiden verschwunden. Man fand nur noch den Zipfel einer Jacke, die offensichtlich zusammen mit den Jungs im Mauerwerk eingemauert worden war …

In einer nicht ganz so schaurigen Variante dieser Sage heißt es, dass die beiden Neugierigen jeweils nur einen Daumen opfern mussten …

Seit 1625 gab es in der Bliedersdorfer Kirche zwei Glocken. Aus finanzieller Not wollte man eines Tages eine der beiden verkaufen. Unter unsäglicher Kraftanstrengung – es soll nicht nur Schweiß, sondern auch Blut geflossen sein – und mit vielen Tränen wurde die Glocke abgebaut und auf einen Pferdewagen verfrachtet. Obwohl alle verfügbaren Pferde des Ortes den Wagen zu ziehen versuchten, schaffte man zunächst nur den Weg bis nach Hohebrügge. In der Nacht wurde dann entschieden, man wolle die Glocke doch lieber selbst behalten! Die Glocke hatte sicher nicht über Nacht ihr Gewicht verloren – dennoch staunten die Bliedersdorfer, wie leicht sie an ihren Platz zurückgebracht werden konnte!

„Sagenhaft“ klingt aber auch die andere Geschichte, nach der die Glocke ohne fremde Hilfe über Nacht in die Kirche zurückgekehrt (gelaufen?) sei. Große runde Abdrücke sollen von ihrem Heimweg gezeugt haben …

Quellenangaben:

  • Christian Fuhst, St. Katharinen in Bliedersdorf, 2008, S. 7 ff;
  • Die Kirchengemeinde Bliedersdorf – Eine Bestandsaufnahme vom März 1997;
  • Christian Fuhst: Die 750 Jahre alte Feldsteinkirche in Bliedersdorf. Meine Konfirmandenzeit – Blätter, Ergebnisse und Bilder. Ausgabe 1998/1999;
  • www.kirchengemeindelexikon.de
  • www.horneburg.de/bliedersdorf/bliedersdorfer-sehenswuerdigkeiten